Ich heiße Silke und bin jetzt sieben und habe schon eine Menge gesehen in meinem Leben.
Ich habe eine Schiffschaukel gesehen und zwei, die wo knutschen
und einen Igel und einen richtigen Western im Kino
und wie Onkel Dagobert in seinem Geld herumspringt.
Eines aber gibt es, das habe ich noch nicht gesehen,
aber das möchte ich so gerne sehen, eh ich erwachsen werde. Was das ist?
Das ist die Nacht! Ja, ich möcht so gern die Nacht sehen
Jede Nacht, da wird es Nacht,
Da werden die Lichter angemacht.
Da sollte man sie doch sehn,
Ich mach jetzt Licht,
Ich seh sie nicht.
Könnt ihr das vielleicht verstehn?
Sie muss da draußen, doch wo sein,
Sie kommt nicht gern ins Zimmer rein.
Ich öffne jetzt das Fenster.
'Halt, Nacht, bleib stehn!
Ich will dich sehn.'
Ich seh nur Gespenster.
Still, dort singt die Nachtigall,
Die Nachtigall, die frag ich mal:
'Hast du die Nacht gesehen?'
Ich kann sie nicht verstehen.
Da vorn, da kommt ein Polizist.
Der muss doch wissen, wo sie ist.
'Herr Nachtmeister, können sie mir sagen...?'
'Wie? Was? Wie nennt sich die Person?
Nacht? Vorname? Die find ich schon!
Komm wieder in zwei Tagen.'
Oh schreck, was ist. Gleich wird es hell.
Das geht im Sommer ja sehr schnell.
Das ist das Morgengrauen.
Und dann beginnt ein neuer Tag,
Die Nacht ist rum mit einem Schlag.
Ist einfach abgehauen.
Ich hab sie wieder nicht entdeckt,
Sie hat im Dunkeln sich versteckt.
Es ist wirklich zum Verzweifeln.
Sie ist nie da, wo ich grad bin,
Vielleicht ist sie im Nachttopf drin.
Ich kann es nicht begreifen.
Die Suche hat mich müd' gemacht,
Drum Freunde, gute Nacht!
Ach nee, es gibt ja keine.
Ich denk mir noch, mit Augen zu,
Halbschlafend: 'Nacht, dich gibt's nicht, du!'
Du bist mir aber eine.
Morgen frag ich den Peter,
Ob der sie gesehen hat...?!?
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